Bericht einer erwachsenen Geigenschülerin
von Anke Feierabend
Bis September 2011 hatte ich nur hin und wieder im Schulorchester oder bei privaten Tanzveranstaltungen eine Geige in der Hand gehabt, aber eigentlich nur, um diese für die eigentliche Geigenspielerin zu halten. So war die Geige für mich ein völlig neues Instrument, nichts weiter als zerbrechliches Holz, dünne Saiten und voller Geheimnisse. In den ersten Wochen blieben dieses Gefühl der Unsicherheit und die vielen Fragen. Wo darf ich sie anfassen, an welchen Stellen muss ich besonders aufpassen, wie geht das mit dem Kolophonium – keine Unterrichtsstunde, in der ich nicht wieder etwas aus diesem Bereich wissen wollte und Anke Feierabend alles immer mit großer Geduld und Genauigkeit erklärt hat. Inzwischen haben sich viele Handgriffe verselbständigt und trotzdem -... das Geheimnisvolle bleibt.
Anke Feierabend hat mir zunächst aus ihrem Instrumentenbestand eine passende Violine mit Bogen und entsprechendes Zubehör ausgesucht. Im Violinunterricht hat sie mir die Spieltechnik so zeigen und erklären können, dass ich recht schnell Töne spielen und somit auch selbständig zu Hause üben konnte. Die Freude am Spielen einzelner Töne war groß, insbesondere auch darüber, dass das alles dank der systematischen Erarbeitung gar nicht so schwierig zu sein scheint.
Anke Feierabend überzeugt in ihrem Instrumentalunterricht nicht nur durch fachliche Qualität, sondern auch durch pädagogisches Einfühlungsvermögen. Ihre Unterrichtsstunden sind systematisch aufgebaut und lassen ausreichend Freiraum für spontane Belange des Schülers. Sie findet genau das richtige Verhältnis zwischen Fördern und Fordern. Eine Klärung gelegentlicher Fragen zu den häuslichen Übungsaufgaben auch außerhalb der Unterrichtsstunden erfolgt zeitnah und sehr zuverlässig, so dass ich es gleich richtig lernen kann.
Sehr motivierend sind für mich auch die Veranstaltungen außerhalb des Violinunterrichts, die Anke Feierabend organisiert, z. B. das Spielen von Weihnachtsliedern im Altenheim, das Mitspielen bei der Kulturnacht in Schneverdingen und natürlich Anke Feierabend persönlich in ihren Konzerten zu erleben. Immer wieder freue ich mich auch sehr über meine eigenen Fortschritte und über die „fertig geübten“ Stücke, die ich schon ganz gut spielen kann und oft einfach nur so zum Spaß noch mal spiele.
Meine musikalische Vorbildung, angefangen von musikalischer Früherziehung über Blockflöten-, Querflöten-, Akkordeon- und Klavierunterricht bis hin zum autodidaktischen Erlernen von Gitarre und dem selbständigen Weiterlernen der anderen Instrumente, hat sich sicher positiv auf das Erlernen des Violinspiels ausgewirkt. Denn dadurch, dass ich mich im Tonraum zurecht finde, Noten lesen kann und die Ausführungsanweisungen kenne, entfallen viele der Schwierigkeiten von Anfängern, wenn diese Violine als Erstinstrument erlernen und wirklich alles neu lernen muss. Ich konnte mich ganz auf die Ausführung der Violintechnik konzentrieren. Auch das Wissen aus dem weitergehenden Querflötenunterricht über den sinnvollen Aufbau einer häuslichen Übungssequenz sowie über die schlichte Notwendigkeit einzelner motorischer und melodischer Übungen hat mir sehr viel weitergeholfen, die vielen Anregungen von Anke Feierabend konsequent umzusetzen. Wenn die Ausführung mancher Techniken trotz intensiver Übung zunächst einfach nicht gelingen will, findet Anke Feierabend auch hier in der nächsten Unterrichtsstunde schnell den Fehler in der Ausführung - und wenn er noch so klein ist.
Bis heute bin ich sehr glücklich darüber, dass ich trotz aller Widerstände, z. B. Instrumentenvielfalt, Zeitmanagement und befristete Arbeitsverhältnisse, den Mut hatte, Geige lernen zu wollen und vor allem darüber, dass ich gerade bei Anke Feierabend Unterricht habe. Denn aus dem gewinnbringenden Zusammenspiel zwischen Lehrer und Schüler hat sich bei mir ein sehr positives Verhältnis zur Geige und zum Violinspiel entwickelt und das Üben hat auch im Alltag einen festen Platz in meinem Terminplan.
Dieses regelmäßige Üben erfordert wie bei jedem Instrument Disziplin. Da sowohl die Geige als auch die Musikrichtung meine eigenen inneren Werte und Vorstellungen ansprechen, fällt es mir auch nach einem langen und aufregenden Arbeitstag eher leicht, meine Konzentration auf das Wesentliche und in dem Moment wirklich Wichtige zu lenken, beispielsweise eine bestimmte Bogentechnik oder die Haltung der linken Hand. Aus dieser intrinsischen Motivation heraus habe ich die Möglichkeit, einen Ausgleich zum Beruf zu schaffen, der gerade bei Berufen im sozialen Bereich notwendig zur Erhaltung der eigenen körperlichen und seelischen Gesundheit ist. Somit kann ich nur jeden Erwachsenen ermutigen, sich die Zeit zum Lernen des Violinspiels zu nehmen.
Karin Bauermeister, Bad Fallingbostel (Jahrgang 1971)